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Der weißmagische Weg

Es gibt beliebige Möglichkeiten, sich einen Reim auf die Welt zu machen und sie alsdann seinem Sinn gemäß zu erkennen. Der Glaube des Weißmagiers, ist ein Bekenntnis zur Weisheit, folglich begegnet und erkundet er die Welt durch Andacht. Sein Bemühen ist es, zu harmonisieren, demgemäß sucht er die Wahrheit im Vielen und sieht den Aufbau der Welt energetisch. Es ist eine Synthese aus magischem, mystischem und mechanischem Weltbild. Sucht etwa der herkömmliche Magus Erkenntnis durch die Beschwörung von Geistern und erachtet den Kosmos als belebt, so sieht der Mystiker den Erkenntnisweg in der Versenkung und Gottessuche und betrachtet die Welt als beseelt, während der den mechanischen Weltbild Verhaftete an die Priorität der Vernunft glaubt und entsprechende Erkenntnis in der objektiven Beobachtung einer aus seiner Sicht konstruierten Welt findet.

Als die Symbolfiguren der weißen Magie, die Erkenntnis aus solch dreifältiger Weltbetrachtung in sich vereinigten und zu einer höheren Einsicht verbanden, gelten gemeinhin die drei Weisen aus dem Morgenland, die als die Drei Heiligen Könige verehrt werden und auch als Schutzpatrone gegen Zauberei angerufen werden. Wenn sie auch als Personen historisch nicht belegbar sind, sieht man in ihnen doch Chaldäer, also Magier, die die Zeichen der Zeit richtig deuteten, und aus Babylon kommend den neugeborenen Heiland in Bethlehem aufsuchten, um ihm zu huldigen. Die Einsicht, die ihnen dies ermöglichte, dürften sie aus einer präzisen Sternenbeobachtung und -deutung, der dreifachen Jupiter-Saturn-Konjunktion im Jahre 7 v. Chr., dem eigentlichen Geburtsjahr Jesus, sowie mystisch-magischer Betrachtung der wirkenden energetischen Aspekte gewonnen haben.

An Hand des Beispiels der Drei Könige, die die kommende Ankunft des Messias auf Grund ihrer außerordentlichen Weisheit bemerkten und ihn gewissermaßen als erste bezeugten, kann man, auch wenn sie als Personen hintergründig bleiben, jene Eigenschaften ablesen, die das Wesen einer lauteren weißen Magie im Gegensatz zu einer bipolaren Magie ausmachen. Huldigten sie doch im Jesuskind einer höchsten Weisheit und Göttlichkeit und bekundeten somit eine alltragende Gotteskraft. Bemerkenswerter Weise geschah dies zu einer Zeit, zu der sich die chaldäischen Priesterkasten im Niedergang befanden. Mit diesem Niedergang, wandelte sich auch, insbesondere durch das Wirken Christus, das alte magische Gottesverständnis. Beherrschten die Chaldäer ihre Gottheiten noch durch Zauber, so trat an dessen Stelle der Gottesglauben an eine ungeteilte und unbeeinflußbare göttliche Kraft, der man sich nur durch Andacht nähern und in Demut fügen kann. Die Gottheit, durch die an sich auch stets der Mensch erhöht wurde, konnte von nun ab nicht mehr durch die Macht der Magie gebannt werden. Folglich konnte auch der Mensch sich und seine Gottheit durch seinen Kult nicht mehr so weit verleugnen, als daß er das ihn eigentlich Erhöhende durch Magie sich letztlich unterwarf. In diesem Sinne verkörpern die drei Weisen auch zu Beginn der Zeitenwende, den durch transzendente Einsicht und Eingebung Bekehrten. Und durch die Beschreibung solch spirituellen Geschehens, läßt sich auch der Weg zur Erschließung lauterer magischer Kraft erfassen.

Vorraussetzung, um sich den energetischen Raum lauterer weißer Magie zu erschließen, ist die Bereitschaft zur Selbstklärung und Selbsterkenntnis. Damit ist vor allem Einsicht in Strukturen und Zusammensetzung der eigenen Person und die Überwindung dieser Muster gemeint. Der Mensch ist nämlich als Person im eigentlichen Sinn des Wortes kein Individiuum, auch wenn wir dies gemeinhin annehmen. Individuum bedeutet "das Unteilbare". Und gerade dies, sind wir als Person nicht. Vielmehr verkörpern wir in und durch unsere Person tagtäglich eine Vielzahl verschiedener Rollen und Wesenszüge, die in ihrer jeweiligen Zusammensetzung als eigenständige Charaktere aufscheinen. Ein Sachverhalt, der uns durchaus geläufig ist; der uns aber erschreckt, sobald wir ihn in seiner ganzen Tiefe erkennen. In diesem Erschrecken aber liegt die grundlegende Schwierigkeit jeder Selbstbesinnung. Denn durch die Erkenntnis der Eingeschränktheit unser Person, erfahren wir uns in seltsamer Weise flüchtig, ja beinahe verloren.

Doch solange wir den gebotenen Blick auf und in uns selbst nicht wagen, sind wir auch nicht imstande, die wahren Beweggründe für unser Tun und Handeln zu erforschen. Es sind aber genau solchermaßen ursächliche Beweggründe, die uns treiben, unsere Person formen und uns letztlich ans Materielle mit all seinen Spielarten binden. Einerseits erlangen wir dadurch zwar personale Festigkeit, und unser Schrecken vor der Unbestimmtheit unser Person verliert sich. Andererseits verfestigt sich auch unsere Selbstsucht, die wir, da meist wenig edel, als solche kaum erkennen mögen. Indessen ist es eben dieses unser selbstsüchtiges Begehren, daß uns den Zugang zu einer lauteren Form magischen Wirkens versperrt. Denn wer aus gemeinen, eigennützigen und gewinnsüchtigen Motiven sich der Magie zuwendet, verbindet sich ebenso wie der, der dies im ärgsten Fall aus Rachedurst oder Niedertracht tut, mit bipolaren magischen Kräften und mag folglich am Ende, die Geister, die er rief, nicht mehr los werden.

Also sollte, wer sich der Magie zuwendet, sich zunächst beherzt bis in alle Winkel und Tiefen seiner Seele selbst ergründen, auf daß er sein selbstsüchtiges Streben erhellt. In einem zweiten Schritt gilt es dann, sich von diesen Wesenszügen zu befreien. Wobei die Befreiung hiervon, niemals aus eigener Entschlußkraft wirken kann. Denn jede Entschlußkraft ist auch mit einer Absicht verbunden, und jede Absicht ist auch mehr oder minder egozentrisch bestimmt. Die Lösung von selbstsüchtigen Zügen ist nur möglich, durch die Entgrenzung unserer Person beziehungsweise durch das Einfügen unser selbst in eine transzendente Sphäre. Es ist also im Grunde genommen jener erleuchtende Akt der Wandlung, der von jeher als Begnadung verstanden wird. Und nur wer solchermaßen von seiner Eigensucht geläutert ist, steht als lauterer Magus im Einsein mit jener allumfassenden Kraft. Solcherart weiße Magier vermögen dann als stille Führer auf den menschlichen Geist, verstanden als morphogenetisches Feld, einwirken, so wie es uns die Legende vom Gral oder den sieben Weisen von Akasha vermittelt. Wobei dieser lichte und heilbringende Einfluß gewöhnlich unerkannt aus beinahe himmlischer Stille und Versenkung geschieht.

Dem dieserart Uneingeweihten mag all dies irrational erscheinen. Womit er strenggenommen sogar den dem Phänomen angemessenen Eindruck hat. Denn Magie ist fürwahr die pure Unvernunft. Allerdings in positivem Sinne; schließlich handelt es sich hierbei um eine Erkenntnis des Herzens, also um ein Wirken jenseits und über unseren Verstand hinaus, welches in seiner edelsten Form einer Vereinigung mit göttlichen Kräften entspricht. Und so ist es auch nur wenig verwunderlich, daß beim magisch Wirkenden die Kundalinikraft angeregt ist, jener ominöse transzendente, aber dennoch körperlich manifeste Energiefluß. Folgerichtig spielen auch die Chakren, die feinstofflichen Energiezentren entlang unserer Körperachse, im magischen Geschehen eine Rolle. Wobei in der bipolaren Magie neben dem untersten Chakra, dem Wurzelchakra, vornehmlich das zweite und vierte Chakra, also Sexual- und Herzchakra, angesprochen werden. Der bedingte weißmagische Aspekt steht dabei in Resonanz mit dem Herzchakra. - Interessant in diesem Zusammenhang ist übrigens, das schwarzmagische Angriffe überwiegend über dieses Chakra einwirken. - Bei der lauteren weißen Magie hingegen ist es das sechste Chakra, das sogenannte dritte Auge, das der Magier aktiviert und durch das seinem magischen Wirken feinstoffliche Impulse zugeleitet werden.